Doppelaufschlag - Wohin damit?

Dieser Artikel dreht sich rund um die Überlegung, wohin und warum man im Doppel vielleicht mehr als die Aufschlagvarianten "kurz" und "lang" haben sollte.

Dieser Artikel soll sich rund um den kurzen Doppelaufschlag drehen. Dabei soll es nicht um die Bewegungsebene, also die motorische Ausführung gehen, sondern um die Überlegung, wo der Aufschlag am besten platziert wird.
 
Zuvor kurz ein Ausflug in eine verwandte Sportart, dem Tischtennis, sowie in das nahe Ausland nach England. Neben dem Versuch, die Art des Aufschlages möglichst lange zu verschleiern und dem Ball einen gewissen starken Drall zu geben, wird im Tischtennis versucht, den Aufschlag in den Bereich des Handwechsels zu platzieren. Der Handwechsel ist der Bereich, in dem der Returnspieler, von seiner Bereitschaftstellung im Vorhandgriff in den Rückhandgriff wechseln muss bzw. umgekehrt. Durch die Platzierung in diesen Bereich ist der Returnspieler gezwungen, entweder aus einer unvorteilhaften Position noch mit der Vorhand zu returnieren, oder aber auf Rückhand zu wechseln, was dann aber einen gewissen Moment dauert. Dieses Taktikelement wird im Tischtennis seit vielen Jahren ausgebildet.
 
Guckt man im internationalen Badmintongeschäft genauer hin, sieht man zum Beispiel wie die Engländer, traditionell eine starke Badmintonnation im Doppel und Mixed nicht nur potentielle Gegner allgemein analysieren, sondern insbesondere die Aufschlagphase genauer unter die Lupe nehmen. Mit extra angefertigten Spielbeobachtungsbögen nur für den Aufschlag („Wo schlägt meinGegner hin auf, was deckt er danach?“) und die Aufschlagannehme („Welche Annahme spielt er bei Aufschlag auf Punkt X?“) sitzen oft die Spieler selber hinter dem Spielfeld des nächsten Gegners, wenn der nicht sogar schon durch „Heim“-Videoarbeit genauestens durchleuchtet ist.
 
Kein Wunder also vielleicht, dass gerade die Engländer wie oben schon erwähnt, eben traditionell in den Doppeldisziplinen stark sind. In Deutschland durchleuchteten Holger Hasse (Bundestrainer Jugend) und Bernd Brückmann (Bundeshonorartrainer U17-19) als erste eine neue und umfassendere Herangehensweise an die ersten 3 Schläge und konnten Ableitungen für Platzierung und die darauffolgene Deckung daraus ableiten. Ist doch die Aufschlagphase, also die ersten drei Schläge, die erste entscheidende Situation in jedem Ballwechsel. In diesen ersten drei Schlägen entscheidet sich meist schon, wer in den Angriff kommt und damit größere Chancen hat, den Ballwechsel erfolgreich zu beenden. Folglich sollte gerade diese Situation genauer durchleuchtet werden. Es gibt eben mehr, also den „klassischen“ kurzen Aufschlag Richtung Mitte als Standardaufschlag, und die Aufschläge nach außen bzw. nach hinten als Variante oder zur Überraschung.
 
Als Beispiel für diesen Artikel nehme ich die Aufschlagsituation von links auf einen Rechtshänder. Das folgende Bild soll alle für diesen Artikel relevante Information enthalten. 
 
Sebastian Rduch simuliert hierfür eine typische Erwartungshaltung für einen Spieler der Aufschläge auf die Mitte erwartet, mit extremer Vorhanddeckung. Die unteren Punkte sind eine suggestive Einteilung der möglichen Aufschlagplatzierungen, einfacherweise von 1-4 durchnummeriert, von der Mitte beginnend. Sebastian deckt hier also extrem Aufschläge auf die 2.
 
                          bast123
 
Spielen wir kurz die möglichen Aufschläge durch:
 
Ein Aufschlag auf die Mitte (1,2 = grüner Bereich) ist zwar durch den kürzesten Weg auch am kürzesten in der Luft, wird aber dem Returnspieler am wenigsten Probleme bereiten, da er bereits diesen Teil deckt und damit vielleicht spekuliert, dass der Aufschlag in diesen Bereich kommt (wie er ja auch oft gespielt wird). Ein Aufschlag genau auf das T (1) ist dabei noch vorteilhafter für die aufschlagende Paarung, da oft Informationen für die eigene Deckung daraus gewonnen werden können, dies sei hier aber nur am Rande erwähnt.
 
Interessant wird es jetzt im roten Bereich. Hier muss Sebastian jetzt entscheiden, ob er den Ball noch mit der Vorhand spielen muss, was eingeschränkt möglich ist, oder aber auf Rückhand umgreifen muss (Handwechselbereich). Dies kostet also entweder Qualität (bei Annahme mit Vorhand) oder aber einen Moment wertvolle Zeit, was dann auch wieder von Vorteil für die Aufschläger ist. Ganz davon abgesehen, wenn man gerade in diesem Griffwechsel auch noch langsam ist. In den meisten Situation, wo der Returnspieler auch noch vom Aufschlag auf die 3 überrascht ist, wird der Ball mit der Rückhand angenommen und meist „dem Arm folgend“ in diagonal gespielt, oft sogar gehoben. Diese Information erleichtert die Deckung nach dem Aufschlag natürlich ungemein.
Der blaue Bereich ist dann schon fast weniger interessant. Einerseits muss zwar auch hier bei Aufschlägen auf die 4 umgegriffen werden, andererseits wird die eigene Deckung nach dem Aufschlag durch die extremen möglichen Winkel schwieriger. Dieser Aufschlag eignet sich aber trotzdem weiter als überraschende Variante.
 
Dies als kleiner Einblick in die umfangreiche Theorie rund um die Doppelaufschlagplatzierung. Die komplette Theorie wird natürlich umso umfangreicher, umso mehr Facetten (Aufschlag nach Rechts, Aufschlag auf Linkshänder, Eigene Deckung nach den Aufschlägen auf die jeweiligen Punkte, Vorwissen („Gegnerpräferenzen“) durch Scouting) betrachtet werden. Dies vielleicht in einer der nächsten Artikel auf www.dr-badminton-training.de .
 
Diemo Ruhnow
 

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