Mentaltraining im Badminton - Verhaltenstraining im Badminton

Detlef Poste und Lothar Linz präsentieren einfache Muster zur Lösung emotionaler Schwierigkeiten des Badmintonspielers in Training und Wettkampf.

Problematik
 
Viele deutsche Badmintonspieler haben das Gefühl, dass sie ihre Möglichkeiten speziell im Wettkampf nicht voll entfalten können.
 
Als Trainer lässt sich in Form von verkrampften Bewegungsabläufen im Ballwechsel und negativer Gestik, Mimik, Körpersprache oder entsprechenden verbalen Äußerungen ablesen, dass die Spielerin* mit den eigenen Emotionen kämpft statt mit dem Gegner. Auffällig ist dabei, dass nur die wenigsten Spieler anscheinend über geübte Muster und damit ein „Handwerkszeug“ verfügen, um die innere emotionale Situation zu verbessern.
 
Es könnte also ein Vorteil für den deutschen Badmintonsport sein, wenn bei der Athletenausbildung neben Themenstellungen wie „Was mache ich unter Zeitdruck im Hinterfeld?“  z.B. KONTER = ansatzloser Halfsmash mit kurzer Schleife und schnellem ersten Schritt aus der Ecke! auch gezielte Strategien für mentale Probleme thematisiert werden.
 
Lösungen: so einfach kann es funktionieren
 
Was mache ich also z.B., wenn ich sehr stark angespannt bin und sich dies nachteilig auf meine Spielleistung auswirkt? ENTSPANNEN = vor dem nächsten Ballwechsel 2x ruhig atmen, Schlägergriff lockerlassen, lächeln!
 
Kann es denn so einfach sein? Erfahrungen mit Spielern belegen dies. Dieses oder ähnliche Verhaltensmuster wurden als hilfreich empfunden, sie geben dem Spieler auf jeden Fall das Gefühl ETWAS tun zu können, statt hilflos das eigene Nichtfunktionieren zu erleben. Bislang werden solche Muster aber nur punktuell zur Wettkampfvorbereitung eingesetzt, zumeist auch bei älteren Spielern, die z.T. schon mentale Probleme aufweisen. Interessant und wünschenswert wäre ein systematischer Einsatz in der Spieler-Grundlagenausbildung vor der Pubertät.
 
Grundsätzliche Überlegungen
 
Für die Spielsportart Badminton ist es sicherlich vorteilhaft, wenn einem Trainer ein relativ angstfreier, selbstbewusster und zielstrebiger Typ „in die Arme läuft“, der nebenbei noch ein gewissen Spieltrieb hat und fokussieren kann.
Das ist aber eher selten und wird in den Sozialisationssystemen unserer Gesellschaft auch nicht gerade gefördert. Somit ist eigentlich davon auszugehen, dass bestimmte Verhaltensweisen noch antrainiert, ausgebildet werden müssen.
 
Aus der Psychologie ist bekannt, dass Menschentypen und ihre Wertvorstellungen nur schwierig und langfristig beeinflusst werden können. Somit sollte das Augenmerk des mentalen Trainings für Badmintonspieler auf dem Einüben von Verhaltensweisen, Ritualen und Mustern liegen, die für bestimmte Situationen sinnvoll erscheinen. Denn eigentlich ist ja nichts so gut zu steuern im Badminton, wie das Verhalten in den Ballwechselpausen. Dort ist auch der Einsatzzeitpunkt für die Verhaltensmuster.
 
 
Charakteristische Problemsituationen im Badminton
 
Welche Problemsituationen sind denn typisch für das Badmintonspiel und deshalb häufig zu beobachten? Ausgegangen wird davon, dass die Einstellung stimmt. Der Spieler will, kann aber nicht. Woran kann das liegen? Hier eine Auflistung, die Reihenfolge ist zufällig:
 
a.    Überspannung: Spieler ist hart, fest
b.    Überaktivität: Spieler ist unruhig, hektisch, ohne klare Handlungsstrategie (letztendlich auch eine Form der Überspannung)
c.    Lähmung: Spieler ist weich, antriebslos, ohne Power
 
Dies sind schon die drei Möglichkeiten einer ungünstigen Spannung im Wettkampf.
Aus unserer Sicht ist es für den Einsatz der entgegensteuernden Muster auf dem Feld auch nicht wichtig, welche Emotion der Überspannung oder der Lähmung zugrunde liegt.
Entscheidend ist ein Muster, das bei Überspannung und Überaktivität die Spannung reduziert und bei Lähmung den Spieler aktiviert!
 
Somit sollte jeder Badmintonspieler sich Verhaltensweisen aneignen, die er einsetzt, wenn er eine der o.g. Problemsituationen feststellt.
 
 
Hilfreiche Verhaltensmuster im Badminton
 

1) Entspannungsmuster

2) Aktivierungsmuster

 
Zu 1)
Wie das Entspannungsmuster aussieht, kann von Athlet zu Athlet völlig unterschiedlich sein. Theoretisch kann bewusste kurze Muskelentspannung, ruhiges Atmen, Lächeln, das Denken an bestimmte Worte oder Bilder usw. zu der gewünschten Entspannung führen. Der Trainer kann seinen Spielern zuerst Vorschläge für ein Muster machen und sie dann ausprobieren lassen.
 
Zu 2)
Zur Aktivierung kann sich eignen: kurzfristiges Muskelanspannung, lautes Ausrufen, mit den Füßen schnell trippeln, den Körper aufrichten, zum Gegner schauen usw.
 
Welche Verhaltensmuster sind in der Sportart Badminton außerdem sinnvoll und hilfreich?
Pauschal gesagt alle Muster, die im Wettkampf ein gutes Gefühl geben und Selbstvertrauen schaffen. Daraus ergibt sich auch, dass der Spieler Muster benötigt, die ihm positive Energie zuführen:
 
3) Selbstunterstützungsmuster
 
Zu 3) Mit Selbstunterstützungs-mustern wird in der Projektarbeit des Deutschen-Badminton-Verbandes gearbeitet. Dabei geht es immer um eine Belohnung von guten Aktionen in den Selbstgesprächen der Spieler. In der U19-Nationalmannschaft gibt es 3 Stufen der Selbstunterstützung:
 
Stufe 1 ist das „OK“ nach eigenen Fehlern. Das Wort „OK“ oder auch „Ja“ oder „Yes“ wird sich selbst zugesprochen, verbunden mit Heben des Kopfes. Ziel ist es, sich von Fehlern nicht emotional herunterziehen zu lassen.
 
Stufe 2 ist für die Situation des eigenen Punktgewinns. Stufe 1 wird intensiviert, die geballte Faust kommt dazu. Wichtig, weil im Badminton jeder Punkt gleichviel zählt, der Spieler soll aus jedem Punkt Energie für sich ziehen.
 
Stufe 3 findet Anwendung bei wichtigen oder spektakulären Punkten. Stufe 1 und 2 werden erweitert, z.B. durch zum Netz laufen (wie Stefan Edberg seinerzeit). Freude ist eine große Energiequelle, ein guter Athlet sollte schöne Dinge feiern können.
 
Die kontinuierliche Selbstunterstützung ist eine große Hilfe, weil sie es negativen Emotionen oder irrelevanten Gedanken schwieriger macht „sich im Kopf des Athleten auszubreiten“.
 
 
Zusammengefasst noch einmal die Idee, wie wir Autoren uns ein Verhaltenstraining für Badmintonspieler konkret vorstellen können:
 
·   In der Grundausbildung von Spielern wird das Thema „Verhaltensmuster für erfolgreiches Spielen“ kurz thematisiert und dann über gewisse Zeiträume als ein wichtiger Aspekt gecoacht. Günstig ist dafür die Absprache von Mustern zwischen Trainer und Athlet, die von außen wahrnehmbar sind. Dann kann der Trainer bei Anwendung oder Nichtanwendung genauso Feedback geben wie beim Techniktraining
·   Im weiteren Verlauf der Spielrausbildung ergeben sich automatisch Individualisierungen der Muster
·   Begleitend helfen Gespräche zwischen Trainer und Spieler z.B. zur Motivation / Einstellung oder sonstigen emotionalen Störfaktoren, die zu einem ungünstigen Spannungsniveau führen
·   Im hohen Leistungsbereich (Top-Landeskader oder Bundeskader) sollte dann zusätzlich mit einem Sportpsychologen an der mentalen Feinabstimmung gearbeitet werden
 
 
 
Über die Autoren:
 
Lothar Linz ist erfolgreich als Sportpsychologe in den verschiedensten Sportarten tätig und konnte bereits viele Athleten auf dem Weg zum Weltmeistertitel oder zur olympischen Medaille unterstützen. Er ist unter www.sportsgeist.de zu erreichen und Autor des Buches "Erfolgreiches Teamcoaching".
 
Detlev Poste zählt zu den erfolgreichsten deutschen Trainern, war lange Zeit Bundesjugendtrainer und von 2004 bis 2008 leitender Bundestrainer im DBV bevor er als Geschäftsführer ins Management des DBV wechselte. Er ist u.a. einer der Autoren des Buches "Badminton Schlagtechnik".
 

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