Badminton Coaching im Wettkampf - was wirkt am besten? Teil 1

Bei meinen Workshops und Trainerfortbildungen bekomme ich oft die Frage: „Was sagst Du den Topspielern in der Satzpause?“ Oder generell: „Was sagt man im Coaching im Wettkampf eigentlich?“. Hier geht es zum ersten Teil!

Coaching im Wettkampf. Eine große Frage. Betrachtet man den gesamten Prozess der Spielerentwicklung, ist Coaching im Wettkampf der letzte Baustein in dem Sinne, dass das ganze Training (oder die Ausbildung) ja auf diesen abzielt und dann gewissen Zielsetzungen Druck- und Stresssituationen gegenüberstehen. 

 Coaching ist also ein Teil des ganzen Prozesses und kann nicht losgelöst von diesem sein. Es ist nicht - wie man es aber oft beobachtet, gerade wenn in Ligen und manchen Meisterschaften der „Coach“ den Spieler nicht im Prozess begleitet und man hilfreiche Tipps versucht zu verstreuen. Klar kann es Situationen geben, wo einfache oder auch generelle Tipps helfen können, wenn offensichtliche taktische oder emotionale Fehler gemacht werden. Ein Coach kann motivieren, wachrütteln, fokussieren, einfache Strategien mitgeben. Aber was bedeutet „Coaching“ eigentlich.

 
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Coach kommt aus dem englischen und leitet sich vom Wort „Kutscher“ ab, ein Begleiter und Weggefährte zu einem Ziel. Wieder geht es also um den Prozess - und dieser muss geklärt und offen sein, sonst ist gutes Coaching nicht möglich und man kann sich nur auf einfache „Coaching-Regeln“ besinnen (was dann sinnvoll ist und auch hier wird unglaublich viel falsch gemacht). Zunächst einmal die Basics, an die man sich halten sollte:

  1. Zeit, Raum & Stimme geben: Nicht die volle eine oder zwei Minuten reden, sondern einen Augenblick inne halten, damit Kommunikation überhaupt möglich ist. Wenn es nicht klar ist, nachfragen, wie geht es dem Spieler, was sind eigene Gedanken in Relation zur Erwartung, was wird gebraucht.
  1. Informationsmenge beschränken: Es gibt selten Spieler, die mehr als 1-2 Informationen aufnehmen und dann umsetzen können. Also sollte man dies auch beherzigen und überlegen, was hilft jetzt am meisten und was kann man vielleicht später auch nochmal reingeben, wenn die ersten 1-2 Punkte umgesetzt werden.
  1. Relevant und Typgerecht coachen: hier steckt die Frage dahinter, was hilft jetzt wirklich und wie hilft es. Was habe ich für einen Typen vor mir - ist jetzt überhaupt Taktik gefragt? Wie spreche ich? Wie ein Trainerlexikon, oder so, dass es auch wirklich ankommen kann? abholen, motivieren, vorausschauen, Zweifel nehmen.
  1. Hilfe sein: Als Coach ist man Hilfe. Nicht mehr. Zwar im langfristigen Prozess (und hier kann durchaus „Zuckerbrot & Peitsche“ zum Einsatz kommen), aber man sollte sich fragen, was hilft jetzt kurzfristig - und manchmal auch langfristig, was im Gegensatz stehen kann (!) - weiter. Nicht im Vordergrund stehen - und stehen wollen, auf Augenhöhe kommunizieren.

   

 

Auch in diesen einfachen Tipps steckt schon viel drin, was auf einen Prozess hinweist und es wird klar, dass gutes Coaching nur möglich ist, wenn auch abgestimmt worden ist, was der Plan, die Erwartungshaltung ist, was der „Coachee“ braucht und was jetzt überhaupt helfen kann. 

Die drei häufigsten Fehler, die ich beobachte - und bei Punkt 1 einen Fehler, an den ich mich „gerne“ erinnere:

  1. Taktisch coachen, wenn emotionales Coaching gefordert ist. Ich erinnere mich an ein Coaching U19 Langenfeld-Cup. Ich hatte neben mir den Sportpsychologen Lothar Linz, der mich beobachten und ausbilden sollte. Auf dem Spielfeld ein Top4 Mixed, u.a. mit einer späteren Deutsche Meisterin. Bis 11 lief es überhaupt nicht rund, ich ging aufs Spielfeld und versuche mit taktischen Tipps das Ganze „zu regeln“. Lothar fragte mich nach dem Spiel, wie mein Eindruck war, ob die beiden in der ersten Phase gut zusammen arbeiteten und zusammen wettkämpften - was ich verneinte. Lothar fragte ich daraufhin, wie dann Taktik helfen kann und wo ich eigentlich ansetzen müsste. Mit in den Kategorie gehört auch „technisches“ Coaching - oft sehe ich in den unteren Altersklassen, dass Trainer dann mal eben in der Satzpause eine Technik vermitteln wollen. Wie soll das funktionieren? Klar kann man an Punkte erinnern, aber man sollte sich klar sein, ob dies jetzt gerade der springende Punkt ist.
  1. Eine Taktik vermitteln, die gar nicht vorbereitet worden ist. Unter Stress und Druck helfen Rituale, Gewohnheiten und Automatismen. Im Wettkampf sollte ich darauf zurückgreifen können - ergo muss ich es im Training vorher vorbereitet haben. Wenn etwas nicht bereit steht, dann kann ich es schwer abrufen. Hier sollte man klar sein (und letztendlich im Training ansetzen). Klar - wenn gar nichts mehr funktioniert, dann muss man auch den Mut haben, etwas neues auszuprobieren. Aber dies sind dann a) keine YouTube-Schläge und Taktiken, die die Topspieler ab und zu mal „rausholen“, aber auch nicht die Regel sind und b) auch nicht in der ersten Runde oder bei 11 im ersten Satz, hier muss man sagen, dass dann im Training angesetzt werden muss oder man sich erstmal auf die Basics besinnen sollte.
  1. Zu viel reden. Ich bin hier bei Julian Nagelsmann: „It’s a players game.“ Dazu später mehr. Was ich oft beobachte, teils sogar bei deutschen Meisterschaften und leider leider oft im Kinderbereich: die Spieler werden zugedröhnt und vollgelabert. Einbahnstraßenkommunikation. Ich erinnere mich an eine DEM, wo die große Favoriting 11:0 in der erste Runde gegen eine völlig unterlegene Gegnerin führt und der Coach 2 Minuten in der Coachingpause redete. Wozu das? Wer ist hier eigentlich wichtig? Kommunikation ist keine Einbahnstraße und die Informationsmenge die hilfreich ist, ist sehr sehr beschränkt. Wäre dies nicht der Fall, dann könnte man ja 1001 Schläge auch im Training in 2 Wochen lernen. Geht halt nicht. Und wenn viel Reden dann doch hilft, dann ist es mehr das „Reden“ als das Coaching im Sinne einer sozial-emotionalen Strategie - ablenken, zeigen, dass man da ist, in diesem Sinne. Ich erinnere mich hier an eine Spielerin, international im Jugendbereich erfolgreich und später auch Deutsche Meisterin im O19-Bereich. Wenn es nicht lief, bin ich auf’s Spielfeld mit Smalltalk, Witzen um die Stimmung nach oben zu ziehen. Dann etwas Erinnerung an die eigenen Stärken und ein gutes Spielgefühl. Der Rest kam dann von allein.

Dies als erster Eindruck und Ideen zum Wettkampfcoaching - mehr dazu im wichtigen Teil 2 im nächsten Monat (ab Mitte April unter diesem Link Coaching im Badminton). Wer schon eine kleine Preview braucht, der findet u.a. ein - wie ich finde - sehr gutes Coaching von mir in diesem Spiel (Denmark Open Finale). Der Vorteil bei den großen Turnieren - man kann oft hören, was die Trainer sagen und auch von ihnen lernen.

Viel Erfolg wünscht

Diemo Ruhnow

   

 

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