WISSEN - Moderne Vermittlung der Beinarbeit & „neue“ Elemente der Lauftechnik – Teil 3
In Teil 1 & 2 ging es darum, zu identifizieren, aus welchen Elementen Badminton-Lauftechnik besteht, nun geht es um zwei „neue“ Details der Beinarbeit im Vorderfeld.
Dabei sind die Anführungszeichen bewusst gesetzt, weil nicht von einem wirklich neu auftretendem Elementen die Rede sein kann, jedoch oft Unsicherheit im Trainerkreis existiert, wie mit einer Querstellung des Fußes im Vorderfeld umzugehen sei.
Im aktuellen Teil der kleinen Reihe geht es um zwei kleine, aber wichtige Details der Beinarbeit im Hinterfeld sowie um eine kurze Zusammenfassung zur Entwicklung der Beinarbeit, welche aber natürlich nicht den Anspruch einer Vollständigkeit haben kann, sondern dem interessiertem Trainer nur eine Idee liefern soll, welche verschiedenen Bausteine abgedeckt werden müssen.
Schauen wir in die Weltspitze und suchen wir nach Potentialen für unsere eigenen Spieler und unser eigenes Training fallen im Hinterfeld zwei Dinge auf. Zum einen, dass sowohl im Stand als auch im Sprung der Einsatz der Streckung des hinteren Beines („Hüfteinsatz“), die Drehung der Schulterachse sowie die damit verbundene Bogenspannung oft höher ist und zum anderen, dass die Fußstellungen beim Aufkommen des hinteren Beines nach Umsprung, Stemmschritt und Co. variabler sind. Dazu möchte ich jeweils ein paar Detailerläuterungen geben:
Schon in den vorherigen Teilen erwähnte ich, dass in einer Untersuchung 2011/2012 beim Vergleich zwischen deutschen und asiatischen Spielern die größere Bogenspannung als Potential ausgemacht wurde. Startpunkt für diese Bogenspannung ist eben die Beinarbeit. Nicht nur, muss man frühzeitig und gut zum Ball stehen, sondern auch aus der richtigen Fußposition (hinterer Fuß parallel zum Netz plus oft das ganze Körpergewicht auf diesem Fuß) einen schnellen und kraftvollen Abdruck durch Streckung des Fuß-, Knie- und Hüftgelenks generieren, um eine entsprechende Bogenspannung aufbauen zu können unn dann eine hohe Schlägergeschwindigkeit erzielen zu können. Für weitere Details zur Schlagbewegung selber, ziehe man die erwähnten vorherigen Ausgaben zu Rate.
Hinsichtlich der Fußstellung des hinteren Beines nach dem Stemmschritt oder Umsprung sieht man z.B. bei Carolina Marin, aber auch bei vielen asiatischen Einzelspielern, häufig eine fast lineare Stellung des hinteren Fußes (vgl. Start beim Sprint), wenn sie nach einem Smash bei mittlerer und viel Zeit ihrem Ball aggressiv ans Netz folgen um eine kurze Abwehr des Gegners erneut zu attackieren. Bei einer Vielzahl von europäischen Spielern dagegen sieht man vergleichsweise öfter eine seitliche Fußstellung, auch in offensiven Situationen bei viel Zeit. Wichtig zunächst an dieser Stelle ist festzuhalten, dass man die Frage nicht mit „falsch oder richtig“ beantworten kann, sondern das Ganze differenzierter betrachten muss. Beide Versionen haben ihre „Daseinsberechtigung“ – man muss nur eben wissen, a) welche Vorteile sie haben und b) wann welche Version ausgeführt werden kann.
Grob kann man zwei verschiedene Möglichkeiten, den Fuß aufzusetzen, unterscheiden. Fast linear und Lateral. Gerade und seitlich. Dazwischen gibt es jeden Grad der Fußstellung ebenfalls. Abhängig der jeweiligen Spielsituation: Wie weit muss ich den Umsprung nach hinten ausführen, in welche Richtung bewege ich mich beim Umsprung – nach hinten gerade oder eben noch seitlich - wie viel Zeit habe ich dafür und in welche Laufrichtung möchte ich mich wie schnell herausbewegen. Bei viel Zeit und nahezu aus dem Stand (Carolina Marin schafft es sogar bei mittlerer Zeit und bei mittleren und geraden Sprüngen nach hinten) hat ein fast linear aufgesetztes hinteres Bein den Vorteil, dass man sich wie bei einem Sprint linear abdrücken und aus dem Hinterfeld nach vorne starten kann – eine sehr offensive Variante, wenn man Druck aus dem Hinterfeld erzeugt und der Gegner nach Smash oder schnellen Schnittdrops nur noch wenig Schlagoptionen – zumeist zum Netz – zur Auswahl hat. Wichtig dabei: Ausrichtung des Körpers bei der Landung und Laufrichtung sind die gleiche!
Bei wenig und mittlerer Zeit und vor allen Dingen bei größeren, seitlichen und diagonalen Sprüngen sollte man den Fuß seitlich aufsetzen – hier geht es dann eher darum, möglichst stabil zu landen und das Körpergewicht entsprechend effizient nach den weiten Sprüngen abzufangen. Da das Bein dann seitlich aufgestellt ist, folgt aus dieser Position zumeist auch ein seitliches Bewegen (Sidestep) aus der Ecke oder ein Abfangen, Neupositionieren der Beine und folgendes Herauslaufen – passend allerdings zur Spielsituation, wo zumeist allerhöchsten taktische Aufbaulösungen oder gar neutrale oder defensive Schlaglösungen gespielt werden. Diese „laterale“ Art des Aufsetzen ist den meisten Spielern und Trainer bekannt.
Wie nun das Ganze einführen, lernen oder üben? Zunächst: Sicherheit bei der Landung geht vor. Arbeitet man als Trainer mit eher älteren Spielern, kann es Sinn machen, nur die laterale Variante zu üben – ein Umlernen macht hier aus meiner Sicht nur in den seltensten Fällen Sinn. Startet man dagegen mit Kindern oder Jugendlichen im Leistungstraining kann man zum einen natürlich bei kleinen Sprüngen und Stemmschritt / Umsprung auf der Stelle darauf achten, dass der Abdruck linear erfolgt und diese mit entsprechenden Übungen verbinden, die ein schnelles direktes Laufen zum Netz (Smash und Finte oder Töten am Netz) erfordern und zum anderen parallel die seitliche, einbeinige Landetechnik verbessern.
Durch das Üben von verschiedenen Spielsituationen könnte man dann die entsprechend optimale Fußstellung jeweils lernen, deren Gesamtheit man dann möglichst implizit trainiert. Hier schult man die verschiedenen Lande- und Abdrucktechniken, gewinnt Sicherheit darin und trainiert auch die entsprechend benötigte Wadenmuskulatur step-by-step mit. Auch hier handelt es sich letztendlich um keine reine badmintonspezifische Fähigkeit, sondern um eine fundamentale Fähigkeit: Gleichzeitig eine Wurfbewegung beim Rückwärtslauf und Umkehr mit Bewegung nach vorne durchzuführen.
Wie nun die Gesamtheit der technischen Beinarbeit im Badminton einführen, trainieren und üben? Denken wir zunächst an den Zyklus der Beinarbeit zurück, dieser zeigt die verschiedenen Bausteine auf:
- (1) Splitstep und Starten zum Ball, ggf. Korrekturschritte
- (2) Transportschritte wie Laufen, Sidesteps, Kreuzschritte und Hüpfer
- (3) Endaktionen wie Ausfallschritt, Umsprung, Stemmschritt, Sidestep & Cuts
- (4) Transportschritte zurück zum Zentrum des Spiels (wie 2).
Im letzten Teil – Nummer 4 – der Reihe präsentiere ich ein Minimalprogramm an Lauftechniken, welches eine Vielzahl an Spielsituationen abdeckt und relativ schnell gutes Bewegen auf dem Court ermöglicht.
Im aktuellen Teil der kleinen Reihe geht es um zwei kleine, aber wichtige Details der Beinarbeit im Hinterfeld sowie um eine kurze Zusammenfassung zur Entwicklung der Beinarbeit, welche aber natürlich nicht den Anspruch einer Vollständigkeit haben kann, sondern dem interessiertem Trainer nur eine Idee liefern soll, welche verschiedenen Bausteine abgedeckt werden müssen.
Schauen wir in die Weltspitze und suchen wir nach Potentialen für unsere eigenen Spieler und unser eigenes Training fallen im Hinterfeld zwei Dinge auf. Zum einen, dass sowohl im Stand als auch im Sprung der Einsatz der Streckung des hinteren Beines („Hüfteinsatz“), die Drehung der Schulterachse sowie die damit verbundene Bogenspannung oft höher ist und zum anderen, dass die Fußstellungen beim Aufkommen des hinteren Beines nach Umsprung, Stemmschritt und Co. variabler sind. Dazu möchte ich jeweils ein paar Detailerläuterungen geben:
Schon in den vorherigen Teilen erwähnte ich, dass in einer Untersuchung 2011/2012 beim Vergleich zwischen deutschen und asiatischen Spielern die größere Bogenspannung als Potential ausgemacht wurde. Startpunkt für diese Bogenspannung ist eben die Beinarbeit. Nicht nur, muss man frühzeitig und gut zum Ball stehen, sondern auch aus der richtigen Fußposition (hinterer Fuß parallel zum Netz plus oft das ganze Körpergewicht auf diesem Fuß) einen schnellen und kraftvollen Abdruck durch Streckung des Fuß-, Knie- und Hüftgelenks generieren, um eine entsprechende Bogenspannung aufbauen zu können unn dann eine hohe Schlägergeschwindigkeit erzielen zu können. Für weitere Details zur Schlagbewegung selber, ziehe man die erwähnten vorherigen Ausgaben zu Rate.
Hinsichtlich der Fußstellung des hinteren Beines nach dem Stemmschritt oder Umsprung sieht man z.B. bei Carolina Marin, aber auch bei vielen asiatischen Einzelspielern, häufig eine fast lineare Stellung des hinteren Fußes (vgl. Start beim Sprint), wenn sie nach einem Smash bei mittlerer und viel Zeit ihrem Ball aggressiv ans Netz folgen um eine kurze Abwehr des Gegners erneut zu attackieren. Bei einer Vielzahl von europäischen Spielern dagegen sieht man vergleichsweise öfter eine seitliche Fußstellung, auch in offensiven Situationen bei viel Zeit. Wichtig zunächst an dieser Stelle ist festzuhalten, dass man die Frage nicht mit „falsch oder richtig“ beantworten kann, sondern das Ganze differenzierter betrachten muss. Beide Versionen haben ihre „Daseinsberechtigung“ – man muss nur eben wissen, a) welche Vorteile sie haben und b) wann welche Version ausgeführt werden kann.
Grob kann man zwei verschiedene Möglichkeiten, den Fuß aufzusetzen, unterscheiden. Fast linear und Lateral. Gerade und seitlich. Dazwischen gibt es jeden Grad der Fußstellung ebenfalls. Abhängig der jeweiligen Spielsituation: Wie weit muss ich den Umsprung nach hinten ausführen, in welche Richtung bewege ich mich beim Umsprung – nach hinten gerade oder eben noch seitlich - wie viel Zeit habe ich dafür und in welche Laufrichtung möchte ich mich wie schnell herausbewegen. Bei viel Zeit und nahezu aus dem Stand (Carolina Marin schafft es sogar bei mittlerer Zeit und bei mittleren und geraden Sprüngen nach hinten) hat ein fast linear aufgesetztes hinteres Bein den Vorteil, dass man sich wie bei einem Sprint linear abdrücken und aus dem Hinterfeld nach vorne starten kann – eine sehr offensive Variante, wenn man Druck aus dem Hinterfeld erzeugt und der Gegner nach Smash oder schnellen Schnittdrops nur noch wenig Schlagoptionen – zumeist zum Netz – zur Auswahl hat. Wichtig dabei: Ausrichtung des Körpers bei der Landung und Laufrichtung sind die gleiche!
Bei wenig und mittlerer Zeit und vor allen Dingen bei größeren, seitlichen und diagonalen Sprüngen sollte man den Fuß seitlich aufsetzen – hier geht es dann eher darum, möglichst stabil zu landen und das Körpergewicht entsprechend effizient nach den weiten Sprüngen abzufangen. Da das Bein dann seitlich aufgestellt ist, folgt aus dieser Position zumeist auch ein seitliches Bewegen (Sidestep) aus der Ecke oder ein Abfangen, Neupositionieren der Beine und folgendes Herauslaufen – passend allerdings zur Spielsituation, wo zumeist allerhöchsten taktische Aufbaulösungen oder gar neutrale oder defensive Schlaglösungen gespielt werden. Diese „laterale“ Art des Aufsetzen ist den meisten Spielern und Trainer bekannt.
Wie nun das Ganze einführen, lernen oder üben? Zunächst: Sicherheit bei der Landung geht vor. Arbeitet man als Trainer mit eher älteren Spielern, kann es Sinn machen, nur die laterale Variante zu üben – ein Umlernen macht hier aus meiner Sicht nur in den seltensten Fällen Sinn. Startet man dagegen mit Kindern oder Jugendlichen im Leistungstraining kann man zum einen natürlich bei kleinen Sprüngen und Stemmschritt / Umsprung auf der Stelle darauf achten, dass der Abdruck linear erfolgt und diese mit entsprechenden Übungen verbinden, die ein schnelles direktes Laufen zum Netz (Smash und Finte oder Töten am Netz) erfordern und zum anderen parallel die seitliche, einbeinige Landetechnik verbessern.
Durch das Üben von verschiedenen Spielsituationen könnte man dann die entsprechend optimale Fußstellung jeweils lernen, deren Gesamtheit man dann möglichst implizit trainiert. Hier schult man die verschiedenen Lande- und Abdrucktechniken, gewinnt Sicherheit darin und trainiert auch die entsprechend benötigte Wadenmuskulatur step-by-step mit. Auch hier handelt es sich letztendlich um keine reine badmintonspezifische Fähigkeit, sondern um eine fundamentale Fähigkeit: Gleichzeitig eine Wurfbewegung beim Rückwärtslauf und Umkehr mit Bewegung nach vorne durchzuführen.
Wie nun die Gesamtheit der technischen Beinarbeit im Badminton einführen, trainieren und üben? Denken wir zunächst an den Zyklus der Beinarbeit zurück, dieser zeigt die verschiedenen Bausteine auf:
- (1) Splitstep und Starten zum Ball, ggf. Korrekturschritte
- (2) Transportschritte wie Laufen, Sidesteps, Kreuzschritte und Hüpfer
- (3) Endaktionen wie Ausfallschritt, Umsprung, Stemmschritt, Sidestep & Cuts
- (4) Transportschritte zurück zum Zentrum des Spiels (wie 2).
(1) und (2) kann man bereits im Teil „Aufwärmen“ und „Koordination“ am Anfang einer Trainingseinheit schulen – wichtig ist hier, dass man einen vielseitigen Mix aus den einzelnen Techniken auswählt und verschiedene Kombinationen schult (z.B. verschieden Footworkübungen, Start aus Footwork, Sidesteps im 2er oder 3er Rhythmus, 2 Kreuzschritte plus 2 Laufschritte als Kombination) und das Ganze auf mit reaktiven Elementen oder Spielformen mischt. Die Endaktionen gilt es technisch zu üben und dann mit verschiedenen Transportschritten zu kombinieren – dies kann an dieser Stelle dann schon mit taktischen Ideen versehen werden (offen, halb-offen) oder in offenen komplexen Situation geschult werden – ebenso, was die situative Nachbereitung (4) angeht. Kombiniert man nun über (1) bis (4) die verschiedenen Möglichkeiten ergibt sich eine sehr große Anzahl an zu trainierenden Situationen – aber, das Gute dabei: Je besser man die Grundlagen schult, desto automatischer werden die spezifischen Situationen gelöst und je weniger muss man sich mit speziellen Spielsituationen befassen.
Im letzten Teil – Nummer 4 – der Reihe präsentiere ich ein Minimalprogramm an Lauftechniken, welches eine Vielzahl an Spielsituationen abdeckt und relativ schnell gutes Bewegen auf dem Court ermöglicht.
IMMER informiert sein über neue Artikel & Videos? PLUS 2 eBooks für Dich (ohne weitere Kosten) im Tausch gegen Ihre eMail-Adresse - dann bestellt hier den Newsletter HIER KLICKEN .