WISSEN Wichtige Ausbildungsinhalte im Nachwuchstraining – Teil 2

Je größer und stabiler das Fundament, desto höher die mögliche Spitze. Bereits in Teil 1 habe ich dargestellt, dass nicht mehr nur Clear und Drop Grundschläge im Badminton darstellen.

Gerade im Nachwuchstraining sind die frühe Ausbildung von verschiedenen Griffen und der Wechsel zwischen diesen sowie das Erlernen verschiedener Überkopf-Rückhandschläge, Schnittdrops aus dem Hinterfeld und ein guter Laufrhythmus auf Basis einer breiten Startposition essentiell für langfristiges (und) gutes Kindertraining sind. Auf weitere technische Themen, die ich als notwendig für Beginner erachte, möchte ich nun im zweiten Teil eingehen.

Neben einer guten rhythmischen Beinarbeit ist der Einsatz der Hüfte bei den meisten Überkopfschlägen wichtig und essentiell. Unsere deutschen Spielern nutzen im Vergleich zu asiatischen Spielern die Hüfte oftmals weit aus weniger, um hohe Geschwindigkeiten zu produzieren. Daher gehört das Erlernen einer optimalen Schlagtechnik für Clear und Smash und hier insbesondere der Fokus auf eine optimale kinetische Kette ausgehend vom Bein der Schlagarmseite über Hüfte, Oberkörper, Ellbogen bis hin zum Handgelenk und Schläger, in Form von verschiedenen Vor- und Technikübungen für mich dringend ins Grundlagentraining. Von Wurfspielen über Medizinballrotationsübungen bis hin zum Erlernen von Yong-Bo-Drop und verzögertem Clear, die in interessanter Weise den Hüfteinsatz ausnutzen, um eine Täuschung zu erzielen, gehören eine Vielzahl von unterschiedlichen Übungen unbedingt in das Kindertraining eingebaut.
Essentiell für ein gutes Netzspiel – in allen Disziplinen ein Muss für ein erfolgreiches Spiel – ist das Erlernen der verschiedenen Schnitte im Vorderfeld sowie des Crossdrops am Netz. Dieser Crossdrop kann relativ einfach zur diagonalen, kurzen Smashabwehr im Midcourt aufgebaut werden. Weiterhin sehr nützlich in vielerlei Hinsicht ist das Erlernen mehrere Finten im Vorderfeld. Das Erlernen und Ausüben von Finten (auch oft getäuschte Schlägen oder Trickschläge genannt) ist nicht nur koordinativ sehr wertvoll, sondern auch ein wichtiges taktischen Element im Badminton. Nicht zuletzt gerade für Kinder oft ein riesen Spaß, sich an solchen – gar nicht so schwierigen – Schlägen zu probieren. Unter dem Aspekt des spezifischen Koordinationstrainings langfristig sehr wertvoll!
 
Immer mehr entdecke ich für mein Training ich sogenannte Footwork-Übungen wieder. Auch als „Quick-Feet“- also „Schnelle-Füße-Übungen“ bekannt sind dies High-Speed-Koordinationsübungen von verschiedenster Art und Weise. Kleine Sprünge, Schrittfolgen und Drehungen können zum einen einfach auf der Stelle, zum anderen in einer Koordinationsleiter durchgeführt werden. Sie verbessern nicht nur die allgemeine Koordination, sondern sind gerade in der komplexen spezifischen Laufarbeit im Badminton essentiell. Im Einzel dienen sie vor allen Dingen dazu, in Form von automatischen Korrekturschritten bei falscher eigener Antizipation oder gar gegnerischer Täuschung die eigene Laufrichtung schnell ändern zu können. In den Doppeldisziplinen helfen kleine Korrekturschritte dabei, den eigenen Körper bei schnellen Schlägen des Gegners in den eigenen Netz, Midcourt- und Abwehrbereich, in eine bessere Position für den nächsten Schlag zu bekommen. Grundlage für die optimale automatische, und schnelle „leichtfüßige“ Auswahl der richtigen Fußbewegung ist eine breite Basis verschiedener Footwork-Varianten.
 
Wie bereits im ersten Teil erwähnt, ist es besonders wertvoll solche Schläge frühzeitig zu erlernen, die bestimmte Schlagprinzipien für eine ganze Reihe weitere Schläge oder Schlagfamilien liefern.
Dies ist zum einen der Sticksmash, den ich am liebsten „round the head“ als Crossschlag, bei Rechtshändern also „Links-vom-Kopf“, bei Kindern und Anfängern einführe. Der Sticksmash ist ein Schmetterschlag, bei dem neben ein wenig Einsatz des Oberarms der Ball vor allem durch eine schnelle und große Unterarmrotation beschleunigt wird. Bildet man diesen Schlag frühzeitig aus, stellt man nicht nur eine gefährliche Schlagvariante bereit, sondern betont auch das Element der Unterarmrotation, welches eine wichtige Basis für eine Vielzahl von Schlägen darstellt. Oft ist gerade bei Anfängern ein Mangel an Unterarmroation vorallem in den Überkopfschlägen zu beobachten. Dadurch oft fehlend: Schlagpower und Winkel in den Schlägen.
Sehr wichtig bei allen Schlägen ist die Bewegung des Ellenbogens. Um besonders Wert darauf zu legen, würde ich ebenfalls die Konter-Abwehrschläge „Cross Drive Rückhand“ und „Cross Drive Rückhand auf der Vorhandseite“ in das Kindertraining einbauen. Beim ersten Schlag wird insbesondere die Richtungssteuerung durch den Ellbogen erlernt, während beim Rückhandabwehrschlag auf der Vorhandseite die kinetische Kette von Schulter (genauer: Innenrotation und Elevation des Oberarms, dadurch nach Vornebewegen des Ellbogen), Ellbogen und Unterarm im Focus liegt. Bilde ich diese Schläge frühzeitig aus, ist nicht nur taktisch etwas gewonnen – schließlich soll aus der Abwehr zumeist gekontert statt wieder hoch gespielt werden – sondern auch die Basis für sämtliche Abwehrschläge gelegt.
 
Jede Menge wichtige Inhalte für das Training unserer Minis. Wie dies aber alles im Training umsetzen? Ja, es ist möglich. Dazu ein kleines – in der letzten Ausgabe als 20-Sekunden-Tipp angekündigt – Schema, dass im Vereinstraining zweimal pro Woche einfach Anwendung finden kann.
 
15 Minuten - Funktionelles und koordinativ badminstonspezifisches Aufwärmen 10 Minuten - Footwork- & Koordinationsübungen (Zirkeltraining oder Parcours) 60 Minuten - Technisch-taktischen Training mit 3 (!) verschiedenen Themen 25 Minuten - Spiele & Spielformen inklusive Zeit für Individualtraining mit 2-4 Kindern 5 Minuten - Stabilisationszirkel (Unterarmstütz, Seitstütz, Brücke)
Viel Spaß beim Umsetzen!
Diemo Ruhnow
 
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Warum drei verschiedene Themen? In 10-20 Minuten hat jedes Kind die Chance Fortschritte zu erzielen, die sich über Wochen addieren. Nimmt man sich immer nur ein Thema für eine Stunde vor, kommt oft Langeweile und Frustration auf. D ie Fortschritte, die man pro Training erzielen kann sind begrenzt. Drei verschiedene Themen sorgen für Action, Abwechslung, viel Input und Lernerfolg – bei jedem (und damit automatisch für weniger Drop-Out).

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